Hämorrhoiden-OP

Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich mit Anfang 30 Probleme mit Hämorrhoiden. Ziemlich früh. Damals wurde verödet und ich hatte lange Zeit Ruhe, aber irgendwie kamen mit dem Sport auch die Probleme mit den Hämorrhoiden langsam wieder zurück. Das mag kausal überhaupt keinen Zusammenhang haben sondern einfach eine zeitliche Überschneidung sein. Fakt ist aber, dass ich beim Laufen vermehrt Probleme hatte und erneut bei einem Proktologen Rat suchte. Dort wurde zunächst auch mit Verödung und auch mit Abbinden gearbeitet, aber ich erzählte von der anstehenden Ausbildung zum Übungsleiter. Ich wurde gefragt, ob ich nicht lieber eine OP machen möchte, um es hinter mir zu haben. Die OP nach Longo sei ein kleiner Eingriff, der lediglich 10-15 Minuten in Anspruch nehme und nach 1 bis zwei Wochen sei man wieder voll belastbar.

Ich fand das klang gut und entschied mich zur Operation. Am 4. April stellte ich mich im Krankenhaus Neuperlach vor. Mir wurde Blut abgenommen und das Blutbild war perfekt. Danach folgte eine Röntgenaufnahme der linken Brusthälfte, weil ich natürlich von meiner Lungenkrebserkrankung berichtete. Diese zeigte keine auffälligen Schatten, also auch ok. Dann wurde ich zum EKG geschickt, wobei ich mich fragte, warum das für so eine kurze OP nötig sei, aber gut, hatte ich verpasst die Ärzte zu fragen. EKG wurde gemacht und ich wartete auf den Arzt zwecks Befund. Dieser war auf Visite und kam nach einer gefühlten Stunde recht aufgeregt auf mich zu und fragte, ob ich in letzter Zeit Beklemmungen im Brustbereich hatte und ob ich gerade in diesem Augenblick solche Beklemmungen verspüre. Dabei schaute er mich verwirrt an, weil ich mit dem Fahrrad gekommen und dementsprechend gekleidet war.

Nun war ich mir recht sicher, keinen Herzinfarkt zu haben, aber er ließ nicht locker und ordnete ein UKG an, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens. Diese wurde von ihm selbst nur kurze Zeit später durchgeführt und mit dem Befund abgeschlossen, dass ich ein Normtyp irgendwas sei und alles in Ordnung wäre. Das Signal des rechten Vorhofs zur rechten Lungenkammer kommt von einer anderen Stelle als gewöhnlich, aber das Signal als solches ist ok. Er hat mir geraten, das Ergebnis bei meinem nächsten EKG parat zu halten, damit die Ärzte nicht wieder in Panik verfallen.

Zuletzt kam ich zur Anästhesistin. Sie war sehr sportlich und wie tauschten uns über das tägliche Laufen aus und es war ein nettes Gespräch. Und nun wurde ich endlich die Frage los, die mir seit einiger Zeit im Kopf herum schwirrte: „Wir reden bei der OP schon von einer örtlichen Betäubung, oder?“

Tja, wir redeten nicht über eine örtliche Betäubung. Hätte ich problemlos im Internet erfahren können, aber warum auch immer hatte ich noch nicht besonders viel darüber gelesen. Die Operation ist zwar kurz, aber sehr schmerzhaft. Und deshalb erfolgt sie standardmäßig in Vollnarkose. Inklusive künstlicher Beatmung. So wurde aus einem kleinen (minimal-invasivem) Eingriff plötzlich eine OP in Vollnarkose und mit Beatmung. Da wurde mir dann kurzfristig etwas mulmig, aber der Gedanke kurz einzuschlafen und irgendwann wieder aufzuwachen gefiel mir gar nicht so schlecht.

Ich stellte mich noch auf der Station vor und erhielt die Anweisung, am Montag dem 7. April um 7:00 Uhr dort zu sein.

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Bewegte Zeiten

Ich war in letzter Zeit etwas schreibfaul und versuche nun die letzten Tage aufzuarbeiten. Und da gibt es einiges, was ich in separaten Beiträgen noch näher schildern werde. Heute gibt es nur eine Zusammenfassung des Gewesenen, Aktuellen und Kommenden.

Gewesen ist der Monat März, in dem ich weiterhin fleißig gelaufen bin (18 x Joggen, 2 x Walken), aber eben weniger als in den Monaten zuvor. Das liegt einfach daran, dass ich aufgrund des guten Wetters häufiger mit dem Fahrrad unterwegs war und nach 2 Stunden Fahrrad keine Notwendigkeit mehr für das Laufen sah. Zu 124km Joggen und 11km Walken gesellten sich im März auch 229km mit dem Fahrrad. Das Tempo beim Laufen stieg nochmals leicht auf 6:09/km bei fast unveränderter Herzfrequenz.

Gewesen ist auch eine Hämorrhoiden-Operation. Diese war am Montag vor sechs Tagen (am 7. April). Sie bestimmt derzeit auch in großen Teilen meinen Tagesablauf. Für alle Interessierten: es war eine Operation nach Longo (auch Stapler-Methode genannt). Die ersten Tage waren sehr unangenehm, aber es wird langsam besser. Trotzdem ist es noch weit von „gut“ entfernt. Logischerweise trete ich sportlich gerade etwas kürzer, aber gestern und heute absolvierte ich erste längere Runden in einem Tempo, dass ich zwischen schnellem Spazieren und Walken ansiedeln würde. Gestern 6,76km in 9:24/km, heute 4,96km in 8:28/km. Die Bewegung tat mir sehr gut.

Diese Woche war ich krankgeschrieben und morgen steht mein erster Arbeitstag an. Ich fühle mich auch gut genug dafür und da der Dienstag mein freier Wochentag ist, sehe ich mich gedanklich eigentlich schon am Mittwoch und denke, dass es mir dann nochmals viel besser gehen wird. Neben den Schmerzen, die ich mit Schmerzmitteln ganz gut im Griff habe, nervt das plötzliche Schwitzen, was eine Folge der Vollnarkose ist. Auch damit werde ich noch ein bis zwei Wochen meine Freude haben und wohl weiterhin in der Nacht das Bett befeuchten.

Das Kommende ist die Sportausbildung zum Übungsleiter im Breitensport in Oberhaching. Sie beginnt am 25. April. Die mich behandelnde Proktologin sagte, dass ich bis dahin wieder voll belastbar sein würde und daran glaube ich, obwohl ich im Internet auch davon abweichende Meinungen gelesen habe. Immerhin habe ich jetzt neben Krebs noch ein anderes Tabu-Thema angeschnitten, über das ich hin und wieder meine Erfahrungen mitteilen kann.

Meine Beine wollten gestern und heute übrigens schon wieder laufen, aber ich habe sie noch im Griff gehabt. Vielleicht starte ich am Dienstag einen ersten Versuch. Nur um zu wissen, wie es sich anfühlt.

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Geburtstag

Gestern wurde doppelter Geburtstag gefeiert. Mein Papa vollendete sein 71. Lebensjahr und wird hoffentlich noch viele weitere dran hängen. Und bei mir war es vier Jahre her, dass der Tumor in meiner Lunge gefunden wurde. Die Diagnose folgte zwar erst am 26. März, aber für mich ist trotzdem der 19. März zu meinem zweiten Geburtstag geworden.

Vier Jahre sind so wenig. Das merke ich immer daran, wenn ich meine beiden Jungs anschaue. Gefühlt haben wir erst vorgestern die letzte Windel gewechselt und gestern wurden sie eingeschult. Aber nun gehen sie schon in die 3. und 5. Klasse und spielen beide seit vier Jahren im Fußballverein. Es ist vier Jahre her, dass ich meine letzte Zigarette geraucht habe. Das hat ein paar tausend Euro gespart, die allerdings nicht komplett auf dem Konto blieben. Ein nicht unbedeutender Teil wurde in Fahrräder, Laufschuhe und jede Menge Sportkleidung umgesetzt. Das war sicher der beste Tausch meines Lebens.

Apropos Fahrrad: Da Nicoles Auto immer noch in der Werkstatt steht und ich weiterhin ein netter Mensch bin, ging es gestern und heute wieder mit dem Fahrrad in die Firma. Die Temperaturen sind großartig, aber gestern war der Wind grauslich. Es gab sogar eine Wetterwarnung für unsere Region:

Es treten Windböen mit Geschwindigkeiten bis 60 km/h (17 m/s, 33kn, Bft 7) aus westlicher Richtung auf.

Ohne Böen blies der Wind so mit 20-30 km/h, was sehr viele Menschen freudig stimmte. Nämlich genau diejenigen, die Richtung Osten unterwegs waren. Meine Strecke führt aber ganz gerade von Osten nach Westen und damit immer gegen den Wind. In München war es nicht mehr ganz so schlimm, da stehen genug Häuser, die den Wind mildern. Aber bis dahin war es wirklich nicht schön. Natürlich ließ der Wind später nach, so dass ich auf dem Rückweg nicht mehr davon profitieren konnte. Aber ohne Wind ist immer noch viel besser als gegen den Wind.

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Die Fahrradsaison ist eröffnet

Seit ein paar Tagen spürte ich eine größer werdende Lust aufs Fahrradfahren und scheinbar wurde dies in unkonventioneller Weise erhört. Als ich vorgestern mit dem Auto meiner Frau auf der Autobahn unterwegs war, ging der Motor beim Beschleunigen mehrmals aus. Das hatten wir im Dezember schon einmal und der Austausch des Kraftstofffilters brachte Abhilfe. Anfang nächster Woche ist der nächste Werkstatttermin.

Da Nicole nur ungerne mit dem Auto fahren möchte und ich ein lieber Mensch bin, darf sie vorerst meines haben, während ich aufs Fahrrad umgestiegen bin. Die Strecke in die Arbeit führt mich größtenteils abseits der vielbefahrenen Straßen nach München und ist je nach gewählter Route zwischen 19 und 26km lang. Meine derzeitige Strecke führt mich von Osten kommend quer durch den Riemer Park, der 2005 für die Bundesgartenschau angelegt wurde.

Einmal hin und zurück machen ca. 40 – 50km und ich sehe es als gute Abwechslung zum Laufen, das ich an diesen Tagen ausfallen lasse. In der Früh ist es noch sehr kalt, vor allem jetzt, da der Himmel wolkenlos ist. Tagsüber erwärmt es sich zwar und es ist die pure Freude, sich draußen aufzuhalten, aber in der Nacht kühlt es stark aus. Ich habe aber ein ausreichendes Sortiment an Fahrradkleidung daheim, so dass ich mich entsprechend anziehen kann, damit mir weder zu kalt noch zu warm wird.

Das Schöne an dieser Zeit des Jahres ist, dass noch keine Insekten in der Luft sind. Ich habe beim Fahren schon so manche undefinierbaren Dinge verschluckt und mit ein paar Schluck Wasser runtergespült, da das Aushusten eh nicht zum Erfolg führt. Ist nicht schlimm, aber eben auch nicht angenehm, weshalb die derzeitige Kälte auch ihr Gutes hat.

Das letzte Drittel der gestrigen Heimfahrt war anstrengend. Anscheinend war ich unterzuckert, denn daheim angekommen verdrückte ich sofort zwei Hot Dogs und eine Semmel und nach kurzer Pause einen Wiener und ein halbes Glas saurer Gurken. Letzteres nötigte Nicole die Frage ab, ob ich schwanger sei und eine Kollegin tat selbiges.

Solche Probleme habe ich nur ganz selten und sie traten immer auf mehrstündigen Fahrten auf, wenn nicht ausreichend Proviant dabei war. Der Arbeitsweg ist an sich viel zu kurz, als dass ich an Verpflegung denken würde – bis auf die obligatorische Flasche Wasser natürlich. Vielleicht war es einfach die einsetzende Kälte, die mir zu schaffen machte. Heute werde ich jedenfalls vorbeugen und am späten Nachmittag noch etwas essen, bevor ich zurück fahre.

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Laufstatistik

Ich gebe zu, dass ich einen gewissen Hang zu Statistiken habe. Woher das kommt weiß ich nicht, aber im Zweifel würde es nichts ändern, wenn ich es wüsste. Seit April 2010 notiere ich meine Fahrradtouren und Läufe und kann so auf eine recht umfangreiche Datensammlung schauen. An viele dieser Reisen kann ich mich erinnern und das Betrachten der Zahlen, verbunden mit meinen Kommentaren zu Wetter und Strecke, ermöglichen mir eine Art Zeitreise.

Heute aber musste ich der Statistik des Jahres 2014 zu Leibe rücken. Ich war so darüber erstaunt, dass sich mein Lauf-Tempo von Januar auf Februar um 30 Sekunden pro Kilometer verbessert haben sollte, dass ich die Formeln im von mir gebauten Excel-Sheet untersuchte und dabei feststellte, dass ich bei der Berechnung des Tempos Laufen und Walken vermischt hatte, während ich bei der Herzfrequenz das Walken herausgerechnet hatte. Mit den korrigierten Formeln ergibt sich zwar noch immer eine Steigerung, aber sie fällt bei weitem nicht mehr so drastisch aus:

  • Januar: 163,86km Joggen in 6:34min/km bei einer HF von 81,3%
  • Februar: 164,91km in 6:19min/km bei einer HF von 79,2%
  • März (bis 10.3): 57,37km in 6:14min/km bei einer HF von 78,3%

Ich kann mich durch solche Zahlen sehr motivieren, denn trotz der mittlerweile 58 Läufe und 6 Walkingeinheiten in 2014, bedarf es ab und an genau dieser Extra-Motivation, um nicht nachzulassen.

Bleibt zu klären, warum ich das an dieser Stelle in die Welt posaune. In meinem ersten Beitrag auf diesem Blog schloss ich mit den Worten, „dass ich im Wesentlichen das Bedürfnis spüre, mit meiner Geschichte Mut zu machen“. Und genau das ist der Grund, warum ich mich dazu entschlossen habe, diese Werte zu veröffentlichen.

Ich habe meinen Körper eine lange Zeit schlecht behandelt. Ich habe ihn mit Alkohol und Nikotin vergiftet, um vielleicht etwas mehr Energie aus ihm zu pressen. Ich fühlte mich unverwundbar, bis ich plötzlich ganz nah am Abgrund stand. Gute 25 Jahre ist es gut gegangen, mit 42 war dann Schluss. Zu früh zum Sterben.

Am 19. März ist mein vierter Geburtstag nach neuer Zeitrechnung. Vier Jahre ohne Nikotin, fast vier Jahre Sport. Mehr als 12.000km mit dem Fahrrad und mehr als 2.000km zu Fuß. Oft hat es geschmerzt, aber noch viel häufiger kam die Erkenntnis, dass dieser geschundene Körper noch so viel Kraft hat, viel mehr, als ich je gedacht hätte. Es wäre ein leichtes gewesen zu sagen, dass ich mit 42 Jahren nicht mehr anfangen muss, mein Leben zu ändern. Dass es dafür zu spät sei. Bin ich froh, es trotzdem getan zu haben!

Ich bin mit meinen Zeiten weit weg von dem, was gute Läufer in meinem Alter laufen. Die joggen bei Volksläufen locker in 45 Minuten oder weniger die 10km, während ich mit 60 Minuten kämpfe. Aber hey, ich kann zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Stand 10km laufen und wenn ich wirklich will, dann gehen auch 20km. Und mit dem Fahrrad sind immer 100km drin und wenn ich es wirklich will, dann auch 200km. Hätte ich das vor vier Jahren für möglich gehalten? Nie und nimmer! Und wie fühlt es sich jetzt an? Absolut geil.

Es ist eine Art Sucht und wie bei anderen Drogen auch muss ich aufpassen, nicht zu übertreiben. Aber mein Körper sagt „Ja!“ und darauf vertraue ich. Auch das seit mittlerweile fast vier Jahren.

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Ein Hauch von Frühling

Bei uns in Bayern muss man ja vorsichtig sein von Frühling zu sprechen, denn gefühlt ist es so, dass wann immer man es tut, ungefähr eine Woche später der Winter zurück ist (auch wenn er diesmal gar nicht recht gekommen ist). Aber heute war Frühling. Die Sonne schien und es war mild, so 11-12 Grad Lufttemperatur und in der Sonne gefühlt natürlich noch mehr.

Erkennen konnte ich den Frühling aber eher daran, dass ich heute meinen ersten Lauf in kurzer Kleidung machte. Kurzes Unterhemd, kurzes Trikot, 2/3-Hose und dünne Wollhandschuhe. Die Kombination des kurzen Trikots mit den Wollhandschuhen sieht zwar lustig aus, aber meine Hände brauchen noch ein paar Grad mehr, bevor ich darauf verzichten kann.

Anfangs fühlte es sich merkwürdig an, in kurzer Sportkleidung durch den Wald zu laufen und Menschen zu begegnen, die noch im winterlichen Outfit unterwegs sind. Aber das war schnell vorbei, denn Sonne und Luft erreichten heute auch die Arme. Und dermaßen von Kleidung befreit stieg auch im Körper das Gefühl der Freiheit auf.

Am Wochenende soll es trocken bleiben und noch etwas wärmer werden. Das sind wahrlich traumhafte Aussichten.

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Dauerlauf im Februar

Der zweite Monat meines diesjährigen Lebens-Laufs ist vorbei. Wie im Januar so gab es auch im Februar nur drei Tage, an denen ich auf das Laufen verzichtete. Musste ich mich in der ersten Januarhälfte noch einige Male überwinden, so ist das tägliche Laufen nun zu einem festen Bestandteil meines Tagesablaufs geworden.

Am schönsten sind die Läufe früh morgens. Mittlerweile ist es schon um 6:45 Uhr so hell, dass ich problemlos die Strecken durch den Wald wählen kann. Ich nehme dabei deutlich wahr, wie sehr sich die Natur durch den jeweils um ein paar Minuten früheren Sonnenaufgang verändert. Dies mitzuerleben ist wunderschön. Der Frühling steht quasi vor der Tür und ich merke, wie die Lust auf eine erste ausgedehntere Tour mit dem Fahrrad in mir aufsteigt. Dies wird an wärmeren Tagen häufiger ein Ersatz für das Laufen werden, aber bis dahin vergehen sicher noch ein paar Wochen.

Die neue Lauf-Uhr (A-Rival SQ100) funktioniert tadellos und hat mich bislang nicht enttäuscht. So konnte ich seit dem 4. Februar auch wieder Herzfrequenzen messen. Vom Umfang her war der Februar sehr ähnlich zum Januar. An 25 Tagen absolvierte ich 168km. Davon entfielen 165km auf Joggen und lediglich 3km auf Walken. Im Schnitt waren es 6,60km pro Lauf verglichen mit 6,55km im Januar. Heute war schon mein 50. Lauf in 2014 und es fühlt sich weiterhin toll an.

Die Herzfrequenz lag im Schnitt gut vier Schläge niedriger als im Januar (150,4 statt 154,5 bzw. 79,2% statt 81,3% max. HF), wobei im Januar halt viele HF-Werte fehlten, so dass der Vergleich etwas hinkt. Gleichzeitig steigerte sich das Durchschnittstempo von 6:52/km auf 6:22/km. Bei leicht geringerer Belastung war ich also deutlich schneller als im Januar. Ich mache mir keine Vorgaben bzgl. Strecke oder Tempo sondern lasse den Körper einfach jeden Tag selbst entscheiden, wie schnell und wie weit er sich bewegen möchte. Und wenn er mal gar nicht mag, dann muss er auch nicht. Eigentlich ganz einfach, auch wenn ein wenig Disziplin dazugehört, die mir aber auffallend gut tut!

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Richtig oder falsch?

Bei der letzten Schatzsuche gab uns Helga eine Aussage von Marshall Rosenberg, dem Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, mit auf den Weg. Es dauerte einige Tage, bis ich seine Schönheit erkannte:

Du hast noch nie etwas falsch gemacht. Du wirst auch nie etwas falsch machen. Du wirst höchstens aufgrund dessen, was Du jetzt gerade lernst, Dich das nächste Mal für etwas anderes entscheiden.

Kein Lebewesen trifft absichtlich eine falsche Entscheidung. Wenn der Fuchs ein Kaninchen fängt, dann hat das Kaninchen Pech gehabt. Es wird aber nicht absichtlich in die falsche Richtung laufen, um dem Fuchs eine gute Mahlzeit zu sein. Und wenn meine Geldanlagen nicht so viel Ertrag bringen wie erhofft, dann kann ich mich darüber ärgern und die gewonnenen Erfahrungen beim nächsten Mal einfließen lassen.

Im Augenblick der Entscheidung kann ich also keinen Fehler machen. Wir können aber aus unseren Erfahrungen lernen und beim nächsten Mal anders reagieren, wenn dies für uns eine bessere Antwort auf die Fragestellung ist. Und das bedeutet eben nicht, dass wir in der Vergangenheit einen Fehler gemacht hätten. Das Verinnerlichen dieser Aussage kann uns helfen, ein Stück gelassener durchs Leben zu schreiten. 

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Schutzengel

Von der Erstdiagnose im März 2010 bis zum plötzlichen Verschwinden des Tumors im Januar 2011 vergingen gerade einmal 10 Monate. Das ist für Krebs im fortgeschrittenen Stadium sicher ein ungewöhnlich schneller und nicht zu erwartender Heilungsverlauf. Manche werden es als Spontanheilung bezeichnen, wieder andere als Wunder. Das Aufarbeiten dieser 10 Monate brauchte Zeit und die Jahre 2011 und 2012 verbrachte ich mit Regeneration. Die Firma, die ich zuvor mit viel Einsatz aufgebaut hatte ging dabei zugrunde, aber sie ermöglichte es uns, das Leben ohne finanzielle Einbußen weiterzuführen. Das war sicher die wichtigste Funktion, die sie je ausgeübt hatte.

Was ist ein Wunder? Wikipedia schreibt dazu folgendes: Als Wunder gilt umgangssprachlich ein Ereignis, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann, so dass es Verwunderung und Erstaunen auslöst. Es bezeichnet demnach allgemein etwas „Erstaunliches“ und „Außergewöhnliches“. Dieser Definition kann ich mich anschließen. Zurück bleibt die Frage, warum ich gesundete und vor allem, wieso ich mir so sicher war, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Ich habe keine Antwort darauf und es ist vollkommen in Ordnung, es nicht zu wissen. Es war seinerzeit ein Gefühl und es ist auch jetzt ein Gefühl. War der Krebs nötig, damit ich mich weiterentwickeln konnte? Hatte ich einen Schutzengel, der über mich wachte? Das Auseinandersetzen mit dem Tod warf viele Fragen auf und so war ich plötzlich auch mit religiösen Themen konfrontiert.

Ich verstehe Religionen als Hilfestellungen, um mit dem Unerklärlichen umzugehen. Dieses Unerklärliche wird mit wachsendem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt stets kleiner, aber es wird immer Grenzbereiche geben, die für unseren Verstand nicht greifbar sind. So wird heute ziemlich übereinstimmend gelehrt, dass es einen Urknall gab, aus dem unser gesamtes Universum entstanden ist. Und dieses Universum sei unendlich groß. Zumindest dehnt es sich so schnell aus, dass wir sein Ende nie erreichen können. Aber was war vor dem Urknall und was hat ihn ausgelöst? Wie groß ist unendlich und was liegt außerhalb des Universums? Man kann alles mathematisch beschreiben und zu erklären versuchen, aber wirklich begreifen kann man es nicht.

Der Tod ist eine weitere Grenzsituation. Kommt danach noch etwas? Stirbt nur der irdische Körper oder endet unsere gesamte Existenz in dem Augenblick, da unser Gehirn für immer ausgeschaltet wird? Ich halte es so, wie mit dem Denken: ich denke nicht, sondern bin. Vielleicht kann ich nach dem Tod nicht mehr denken, aber vielleicht kann ich noch sein. Ich sehe den Tod als Geburt in eine andere Welt. Und der Tod in dieser anderen Welt ist gleichbedeutend mit einer neuen Geburt in die uns bekannte oder eine ganz andere Welt. Es mag vollkommen falsch sein und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist es das auch. Aber ich habe mit dieser Vorstellung meinen Frieden gefunden und die Angst vor dem Tod endgültig abgelegt.

Was hat es nun mit dem Schutzengel auf sich? Wie mit Göttern, so tue ich mich auch mit Engeln schwer. Aber der Schutzengel ist für mich auch ein allgemeinerer Begriff. Ich hatte das Gefühl, in der zweiten Jahreshälfte 2010 ein wenig geführt worden zu sein. Nicht so, dass mich jemand an die Hand nahm und aufs Fahrrad setzte. Aber ich erhielt Gelassenheit, Sicherheit, Glaube und Zuversicht. All das war da und gab mir dieses herrliche Gefühl, mir keine Sorgen machen zu müssen. Und da ich es nicht besser in Worte fassen kann, erscheint mir der Begriff „Schutzengel“ recht treffend, auch wenn er in meinen Vorstellungen nicht auf zwei Flügeln herbeigeflattert kommt. Aber vielleicht war er, sie oder es eine Weile bei mir und hat auf mich aufgepasst. Das ist eine sehr schöne Vorstellung und ich würde dieses Gefühl gerne weitergeben, weil daraus viel Hoffnung entstehen kann. Nur merke ich, dass unsere Sprache bei weitem nicht aussagekräftig genug ist, um es annähernd so zu beschreiben, wie es war. Die Sprache bildet halt das sichtbare irdische ab, aber ich hoffe dennoch, eines Tages die richtigen Worte zu finden.

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Die Schatzsuche

Hin und wieder erwähne ich die Schatzsuche und ich habe das Schatzsuche-Blog auch auf dieser Seite verlinkt, auch wenn es derzeit noch im Aufbau befindlich ist. Die Schatzsuche ist ein Selbsterfahrungsseminar, aber häufig scheint dieser Begriff abzuschrecken. Was also ist die Schatzsuche und warum ist sie mir so wertvoll, dass ich dieses Wochenende zum sechsten Mal teilnehme?

Inhaltlich besteht die Schatzsuche aus drei großen Blöcken:

  • Konzentrative Bewegungstherapie (KBT)
  • Kunsttherapie
  • Gewaltfreie Kommunikation (GfK)

Ich liebe die KBT und kann das Buch „Konzentrative Bewegungstherapie in der Praxis“ von Christine Gräff wärmstens empfehlen. Details zur KBT und den anderen Punkten finden sich im Internet und natürlich dem Schatzsuche-Blog. Die Übungen der KBT helfen bei der eigenen Körperwahrnehmung. Bewusstes Atmen führt zu Entspannung, vorsichtige Bewegungen zum Ausloten des Raumes. Hin und wieder stoßen wir dabei an Grenzen oder gehen darüber hinaus.

Unsere Sprache hat einen reichhaltigen Vorrat an Wörtern, die mit Bewegung und zusammenhängenden Gefühlen in Bezug stehen. Was bewegt Dich? Wie geht es Dir? Wie läuft es? Wir schreiten durchs Leben und schauen dem Lauf der Dinge zu. Wenn ich im Programmieren gefangen bin, habe ich einen Lauf, und wenn ich verliebt bin, rast mein Herz. Sollte es da verwundern, dass Bewegungen einen Zugang zu unserer Gefühlswelt ermöglichen können?

Durch die Kunsttherapie bin ich zum Malen gekommen. Hätte ich zuvor nicht gedacht, dass ich zu Gefühlen Farben zuordnen kann und es mit diesen Farben sogar malen kann, so weiß ich heute nicht nur, dass es möglich ist. Vielmehr ist es sogar so, dass die anderen Teilnehmer das gemalte Gefühl erkennen. Wir haben auch schon mit Ton gearbeitet und uns im Formenzeichnen geübt. All dies ist für mich eine Art des Meditierens und ich bin glücklich, den künstlerischen Aspekt in meinen Alltag integriert zu haben.

Die Gewaltfreie Kommunikation gibt einen Leitfaden, wie wir unser Reden bewusster machen können, um die Gewalt (Aggressivität) in der Sprache zu entfernen. Es erfordert viel Training und ist sehr ungewohnt, aber die dahinterliegenden Konzepte sind einfach. Statt gleich zu werten, beobachten wir. Die Beobachtung ermöglicht es, sich der eigenen Emotionen bewusst zu werden. Was macht es mit mir, wenn ich die Küche in einem unaufgeräumten Zustand vorfinde? Macht es mich traurig oder wütend? Welche Bedürfnisse habe ich? Möchte ich, dass mein Partner die Küche aufräumt? Warum möchte ich eine aufgeräumte Küche? Ist es ein Platz, an dem ich mich niederlassen möchte, um zu malen? Warum stört es mich? Wie kann ich eine Bitte an mein Gegenüber richten, die meine Bedürfnisse klar stellt, ohne verletzend zu sein?

Es ist sicher einfach etwas zu sagen wie „Ich kann die Küche wohl so oft aufräumen, wie ich will. Macht euren Scheiß doch allein, aber demnächst schmeiß ich alles weg, was länger als zwei Tage rumliegt“. Das würde einer aufkommenden Wut zwar kurzfristig ein Ventil geben, hilft aber nicht beim Verständnis, warum mir die Ordnung an diesem Platz so wichtig ist. Die folgende Bitte ist viel deutlicher: „Ich würde mich später gerne an den Tisch setzen, um zu malen. Häufig ist der Tisch vollgestellt und ich muss viel Zeit aufwenden, bevor ich ausreichend Platz habe, meine Utensilien auszupacken. Manchmal verliere ich dabei sogar die Lust und verzichte auf das Malen, obwohl es mir so gut tut. Meinst Du es wäre möglich, dass wir einen Tag in der Woche ausmachen, der mein Mal-Tag wird und an dem alle dafür Sorge tragen, dass der Tisch freigeräumt ist?“

Ich bin mir nicht sicher, ob dies ein gutes Beispiel ist, aber es sollte auch nicht komplett daneben liegen. Die Bitte im zweiten Satz enthält alles, um richtig verstanden zu werden. Und sie greift nicht an, ist also nicht verletzend. Sie beschreibt nur meine Beobachtung, meine Gefühle und mein Bedürfnis, um aus all diesen Einzelteilen eine Bitte zu formulieren. Ich finde es an dieser Stelle auch recht einfach, dies zu formulieren, da Schreiben deutlich langsamer ist, als Sprechen und ich es vor allem korrigieren kann. Etwas mehr Übung täte mir aber gut.

Das sind die Themen der Schatzsuche und es gibt einen Stundenplan, aus dem ersichtlich ist, wann was gemacht wird. Zusätzlich gibt es viele Pausen, das Plenum, die Stille, die Geschichten und gemeinsame Unternehmungen. Und hervorragendes Essen, keinen Fernseher und kein Radio oder sonstige Ablenkungen. Meine erste Schatzsuche in Aschau war im Herbst 2011. Sie dauerte sechs Tage. In diesen sechs Tagen rückte die Gruppe, die aus 8 Frauen und 3 Männern bestand, jeden Tag enger zusammen. Wir wurden eine Gemeinschaft, die zusammen aß (Franziskas Essen ist umwerfend gut), übte, spazierte, kuschelte, Anteil nahm, half, Wärme spendete und einfach da war. Nach Abschluss der Übungen und des gemeinsamen Abendmahls waren wir weiter beisammen, redeten, lachten, spielten und kamen uns immer näher.

Nach sechs Tagen waren wir so miteinander verbunden, dass wir nicht mehr fort wollten. Wir beschlossen, dass dieses Seminar nicht enden dürfe und baten Waldtraut und Helga, in naher Zukunft weitermachen zu dürfen. Wir trafen uns im Frühjahr 2012 zu einem Auffrischungsseminar. Es waren keine sechs Tage, sondern nur ein langes Wochenende, aber da wir uns schon kannten, entfiel die Anlaufphase und wir waren sofort wieder in der Stimmung, die bei der letzten Schatzsuche geherrscht hatte. Seitdem wechseln sich 6 Tage im Herbst und ein langes Wochenende im Frühjahr ab.

Mit der Zeit änderte sich zwar die Zusammensetzung der Gruppe, aber das Wesentliche der Schatzsuche blieb. Und mit den Menschen, mit denen ich seit der ersten Schatzsuche zusammen bin, verbindet mich heute eine sehr tiefe Freundschaft, die wir auch außerhalb der Schatzsuche leben. Die tiefe Verbundenheit, die wir während der Seminare spürten, wurde so Bestandteil des Alltags. Ein wunderbares Geschenk.

Anfangs war ich einer von drei Männern. Bei 8 Frauen plus zwei weiblichen Seminarleiterinnen war es vielleicht nicht besonders ausgewogen, aber die Themen der Schatzsuche scheinen Frauen wohl eher anzusprechen als Männer. Christoph hatte auch lange an mich hinreden müssen, bevor ich teilnahm. Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens und ich bin ihm heute sehr dankbar dafür, dass er nicht locker gelassen hat. Bei den weiteren Schatzsuchen war ich der einzige Mann. Ich erinnere mich, dass mir beim zweiten Mal ab und an unwohl dabei war, aber danach begann ich mich jedes Mal mehr zu freuen, diese Rolle ausfüllen zu dürfen.

Man kann die Schatzsuche nicht beschreiben, man muss sie erleben. Worte reichen nicht aus, doch da wir nichts Besseres haben, entwickeln wir gerade das Schatzsuche-Blog. Es ist noch im Aufbau begriffen und wir wissen nicht, wie es sich entwickeln wird. Ich hege aber die große Hoffnung, dass meine Worte auf dieser Seite dazu führen, dass sich einige dort umsehen und anmelden. Ich habe eine Geschichte und die Schatzsuche ist untrennbar damit verbunden, auch wenn sie begann, nachdem der Krebs verschwunden war. Sie knüpft aber unmittelbar daran an und gibt mir bis heute die Kraft, das Erlebte zu verarbeiten und ein lebenswerteres Leben zu führen.

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